27. April 2024

Was bringt das Beichten?

Vielleicht sollte im Hintergrund eines Tattoo-Studios eine Tonbandstimme unablässig fragen: „Sind Sie sicher, dass Sie für den Rest Ihres Lebens den Namen Ihrer Liebsten auf Ihrem Handgelenk tragen wollen?“ Denn der Tätowierer hat keine Löschtaste. Ein Hautarzt kann derartige Fehler korrigieren. Für eine entsprechende Summe kann er mit einem Laser die Farbe aus Ihrer Haut entfernen. Schmerzhaft und teuer, aber effektiv, wenn Sie die unerwünschten Spuren Ihrer Vergangenheit loswerden wollen. Und wer wollte das nicht?

Vielleicht haben Sie keine Tattoos, aber sie haben Schuldgefühle. Sie haben ihren Namen nicht auf Ihren Oberschenkel oder seinen Namen auf die Schulter stechen lassen, aber Sie bereuen die Worte, die Sie gesagt, oder die Dinge, die Sie getan haben. Schuld hinterlässt Tätowierungen in unserem Herzen. Wenn Ihre unbewältigten Schuldgefühle in Form von Tattoos sichtbar würden, wie viele hätten Sie dann? Welche Bilder würden Sie im Spiegel sehen? Das Gesicht eines Menschen, den Sie verletzt haben? All das Geld, das Sie verschwendet haben? Wenn Sie doch eine bessere Mutter/ein besserer Vater gewesen wären? Wenn Sie damals doch besser aufgepasst hätten? Wenn wir im Keller der Seele graben, was finden wir da? Verschwendete Jahre. Fehlentscheidungen. Destruktive Zerstreuung. Wut auf Eltern oder Expartner. Selbstsucht. Arroganz. Rassistische Bemerkungen. Wir haben bei Prüfungen betrogen und unsere Freunde verraten.

Die Konsequenzen können hässlich sein. Ungelöste Schuldfragen erzeugen einen Wust von ungesunden Gefühlen. Die meisten von ihnen lassen sich in zwei Kategorien einordnen: Abwehrhaltung oder Niedergeschlagenheit.

Defensive Zeitgenossen haben ihre Leichen im Keller. Reden aber mit niemanden darüber. Geben nichts zu. Ihnen geht es um Unschuld, nicht um Vergebung. Ihr Leben kreist um ein einziges Ziel: das Geheimnis nicht ans Licht kommen lassen. Eigene Fehler werden nicht angesprochen und nicht korrigiert. Defensive Menschen bauen Mauern um die Vergangenheit.

Niedergeschlagene Menschen hingegen definiere sich selbst durch ihre Vergangenheit. Sie haben keine Fehler gemacht — sie sind der Fehler in Person. Sie haben keinen Mist gebaut — sie sind der personifizierte Mist. Sie verbergen ihre Vergangenheit nicht — sie stellen sie zur Schau. Sie quälen sich selbst mit Zweifeln und Scham.

Werden sie von Schuldgefühlen geplagt?

Kommt doch, wir wollen miteinander rechten, / spricht der HERR. Sind eure Sünden wie Scharlach, / weiß wie Schnee werden sie. Sind sie rot wie Purpur, / wie Wolle werden sie.

Jes 1,18

Gott ist ein echter Fachmann, wenn es darum geht, Schuld zu beseitigen. Er kann tun, was sonst niemand kann: die Tattoos auf Ihrer Seele so vollständig entfernen, dass nicht die geringste Spur zurückbleibt. Sie müssen verstehen: Dass wir Schuld empfinden können, war Gottes Idee. Er benutzt unsere Schuldgefühle so, wie Autobahnbauer Rüttelstreifen benutzen. Wenn wir von der Spur abkommen, rütteln sie uns wach und bringen uns wieder auf die richtige Spur. Schuldgefühle tun dasselbe: Schuldgefühle lenken unsere Aufmerksamkeit auf die Diskrepanz zwischen dem, was wir sind, und dem, was Gott sich für uns wünscht. Sie führen zu Reue und Erneuerung. In angemessener Dosierung sind Schuldgefühle ein Segen. In unkontrollierten Dosen jedoch sind sie eine unerträgliche Last. Wir können sie nicht tragen. Gott schon.

Die Juden kamen einmal im Jahr am Versöhnungstag zusammen. Der Priester wählte zwei Ziegenböcke aus. Der erste wurde geopfert, der zweite wurde zum Heiligtum gebracht. Der Priester legte ihm die Hände auf den Kopf und bekannte die Sünden des Volkes.

Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Schuld der Israeliten und alle ihre Frevel mitsamt all ihrer Sünden bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste schicken und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen.

Lev 16,21f

Das Volk sah zu, wie ein bereitstehender Mann den Bock wegführte. Die beiden wurden kleiner und immer kleiner und verschwanden schließlich am Horizont. Die Leute warteten, bis der Mann allein zurückkehrte. Die Lektion war klar: Gott möchte nicht, dass die Menschen, die zu ihm gehören, unter ihrer Schuld leiden.

Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen die Schuld von uns allen. Er wurde bedrängt und misshandelt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch er seinen Mund nicht auf. Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Vergehen meines Volkes zu Tode getroffen.

Jes 53,6-8

Jesaja kannte den Namen des göttlichen Sündenbockes nicht. Aber wir schon: Jesus Christus.

Jetzt aber ist er am Ende der Zeiten Zeiten ein einziges Mal erschienen, um durch sein Opfer die Sünde zu tilgen. Und wie es dem Menschen bestimmt ist, ein einziges Mal zu sterben, worauf dann das Gericht folgt, so wurde auch Christus ein einziges Mal geopfert, um die Sünden vieler hinwegzunehmen; beim zweiten Mal wird er nicht wegen der Sünde erscheinen, sondern um die zu retten, die ihn erwarten.

Hebr 9,26-28

Wenn Sie zur Beichte gehen, ist Ihre Schuld weg. Sie wurde auf dem Rücken des Sündenbockes gesehen, als er sich auf den Weg nach Golgatha gemacht hat. Als Jesus am Kreuz ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“, ging er Ihretwegen in die Wüste. Er trug Ihre Sünde davon. Aber im Gegensatz zum Sündenbock kam Jesus wieder zurück — ohne jede Sünde. Seine Auferstehung bewirkt, dass die Sünde ihre Macht über uns verloren hat. 

Sie haben Ihre Vergangenheit so lange mit sich herumgeschleppt, dass Sie sich gar nicht vorstellen können, sie los zu sein? Gott kann das! Er schreibt Ihre Lebensgeschichte neu. Er hat das letzte Wort in Ihrem Leben. Und dieses Wort heißt Barmherzigkeit. Jesus hat seinen Teil getan. Jetzt sind sie dran. Gehen sie zur Beichte. Legen Sie Ihre Schuld auf den Rücken Ihres Sündenbockes.

Tun Sie es sooft es notwendig ist. Legen Sie alles auf den Tisch. Keine Sünde ist zu alt oder zu frisch, zu böse oder zu unbedeutend. Sprechen Sie alles aus. Seien Sie konkret. Heilung tritt ein, wenn die Wunde dem Licht der Gnade ausgesetzt wird. Das Sündenbekenntnis ist keine Strafe für Schuld. Sündenbekenntnis heißt die Schuld beim Namen nennen, damit sie geheilt werden kann.