23. November 2024

Gottesdienst verändert die Welt

Neujahr ist der Oktavtag von Weihnachten. Eine Woche lang lässt uns die Kirche Weihnachten feiern, um die Bedeutung dieses Festes herauszuheben. Aber ist Jesus Christus wirklich am 25.12. geboren?

Nein, das steht ziemlich sicher fest. Die Hirten waren auf dem Feld, was sie in den Wintermonaten nicht sind. Und bei der Sternkonstellation dürfte es sich um eine Verbindung von Jupiter und Saturn gehandelt haben, die war Ende April oder Anfang Mai in Israel zu sehen.

Weil sich der eigentliche Geburtstag Jesu nicht rekonstruieren liess als das Christentum zur Staatsreligion wurde, legte man das Fest der Wintersonnenwende (25.12.) als Geburtstag Jesu fest. Die dunkelste Woche (in Europa) lag hinter den Menschen und die Tage wurden wieder länger.

Zur Zeit Jesu gab es: Gewalt, Ungerechtigkeit, Krieg, Heimatlose und Flüchtlinge, Familien, die zerrissen wurden, Elend ohne Ende. Klingt verdächtig nach unserer heutigen Welt.

Wie oft hört man: „Schön, es gibt viel Böses, aber da kommen wir schon raus, das schaffen wir schon!“ Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir eine Welt der Einheit und des Friedens schaffen.

Aber können wir das wirklich?

Václav Havel hatte Sozialismus und Kapitalismus erlebt und meinte wörtlich: „Die Jagd nach Wohlstand wird der Menschheit nicht helfen, sich zu retten, und auch die Demokratie allein reicht nicht. Was wir brauchen, ist die Hinwendung zu und die Suche nach … Gott.“ Die Menschheit vergisst ständig, so Havel, dass sie nicht Gott ist.

Weihnachten zu feiern, heißt nicht: „Kopf hoch! Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir eine bessere Welt schaffen.“ Als Christen realisieren wir: „Es steht wirklich schlecht um die Welt und wir können uns nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen.

Die Botschaft des Propheten Jesaja lautet: „Über denen die im Land der Todesschatten wohnen, ist ein helles Licht aufgegangen.“ Die ersten Christen haben den 25.12. als Geburtstag gewählt, weil sie uns sagen wollten: Jesus ist das Licht! Was würden wir ohne Sonne tun?

Wenn die Sonne erlöschen würde, würden wir alle erfrieren.

Unser Leben ist eine Leihgabe von Gott.

Egal, was sie in einem Zimmer machen wollen, sie müssen erst für Licht sorgen, sonst können sie nichts sehen.

Das Licht zeigt uns die Wahrheit der Dinge, wie sie wirklich sind, und ohne Licht haben wir nicht genügend Wahrheit, um sicher durchs Leben zu kommen.

Das Strahlen der Lichtes bringt uns Freude.

Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen: In Gegenden, wo es im Winter nur ganz wenige Stunden hell wird, bekomme viele Menschen Depressionen. Wir brauchen Licht, und uns freuen zu können.

Die ersten Christen wollten uns sagen: Bei Gott allein gibt es das Leben, er lässt uns die Wahrheit erkennen und schenkt uns Freude, die wir selber nicht haben und nicht machen können.

Wenn ich in meinem Leben große Probleme habe, ist es gut mit jemanden reden zu können, der Ähnliches hinter sich hat und der aus eigener Erfahrung weiß, was ich mitmache. Wenn Gott wirklich als Säugling in einer Krippe lag, dann haben Christen etwas, was keine andere Religion auch nur vorgibt zu haben: einen Gott, der uns versteht, weil er in unserer Haut gesteckt hat.

Wir feiern eine Woche lang die Geburt Jesu, denn Gott weiß, was wir durchmachen.

Weihnachten ist bekanntlich das Fest der Geschenke. Auf manche Geschenke könnte man aber gern verzichten. Wenn Sie einen Ratgeber zum Abnehmen geschenkt bekommen und ein Buch „Wie man selbstlos wird“, dann geben Sie mit ihrem Dank indirekt zu: Ja, ich bin ein bisschen übergewichtig und manchmal bin ich ein richtiges Ekel.

Manche Geschenke nehmen wir ungern an, weil wir damit indirekt zugeben, dass wir gewisse Charakterschwächen und Fehler haben und Hilfe brauchen. Weihnachten zu feiern heißt sich einzugestehen, dass die Welt verloren ist, unfähig, sich selbst an dann eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, deshalb war nicht weniger als den Tod des Sohnes Gottes nötig, um uns zu retten. Ich muss unter dem Christbaum zugeben, dass ich ein Sünder bin und erlöst werden muss.

Wer wirklich Christ ist, gibt zu ich bin erlösungsbedüftig und die Welt ist es auch. Weil wir dies wissen versammeln wir uns zum gemeinsamen Gottesdienst. Die christliche Antwort auf den Irrsinn — die Erlösungsbedürftigkeit — der Welt ist der gemeinsame Gottesdienst. Wir halten ihm die persönlichen Sorgen und die Sorgen der Welt hin; wir danken ihm für all das Gute, dass uns im Leben geschenkt ist; wir bitten ihn, dass er uns all das Gute erhalte.

Sie glauben, das ist eine sinnlos Reaktion? oder es sei utopistisch, zu glauben, so die Welt zu verändern? Dann lade ich Sie ein, an die Montagsdemonstrationen in Leibzig zu denken. Wir Deutsche haben uns schon bewiesen, dass man mit Gottesdienst eine Diktatur stürzen kann und das ist noch nicht solange her!

Die Montagsdemonstrationen haben ihren Ursprung in dem seit 1982 stattfindenden Friedensgebet. Anfangs konnte man die Teilnehmer an ein oder zwei Händen abzählen, schließlich – nach sieben Jahren – waren es Hunderttausende. Es war eine Revolution ohne Waffen! Auf was wartet die Welt mehr? Wir haben es in der Hand! Feiern wir Gottes Dienst! Warten wir nicht auf die Großen der Welt, versammeln wir uns und beten wir für sie.