Harald-Alexander Korp schreibt in seinem Buch „Dem ruhigen Geist ist alles möglich“:
Beim Thema Dankbarkeit herrscht auffallende Übereinstimmung, sowohl zwischen Vertretern verschiedener Religionen als auch zwischen Gläubigen und Atheisten. Psychologen wissen, dass Dankbarkeit Menschen hilft, seelisch zu gesunden. Sie öffnet das Herz, ist für jedermann zugänglich und entfaltet ihre Wirkung sofort.
Der Wissenschaftler Robert Emmons belegt mit seinen Studien: Wer regelmäßig das Gefühl von Dankbarkeit empfindet, dar sich über zahlreiche Wirkungen freuen: Entspanntet, Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, Stressresilenz, Toleranz gegenüber sich und anderen. Dankbare Menschen sind insgesamt glücklicher, optimistischer, hilfsbereiter, einfühlsamer und religiöser. Auch körperlich geschieht einiges: Das Herz-Kreislaufsystem wird entlastet, das Immunsystem angekurbelt.
Gehirn-Scans zeigen: Denkt man aktiv an Dinge, für die man dankbar ist, regt das den Hypothalamus an. Er ist Teil des vegetativen Nervensystems und für zahlreiche Funktionen zuständig.
Beispielsweise wirkt er bei der Produktion von Hormonen wie Dopamin mit, einem Neurotransmitter, der Glücksgefühle verstärkt. Das heißt, wenn ich dankbar bin, bekomme ich eine Extraportion Dopamin. Übe ich mich in Dankbarkeit, setze ich also einen positiven Kreislauf in Gang, der sich unmittelbar selbst verstärkt.
Dem ruhigen Geist ist alles möglich, S. 129
Wir dürfen sicher sein, dass der Schöpfer der Welt, der den Menschen als sein Ebenbild erschaffen hat, sich etwas gedacht hat, wenn er das Sakrament der Eucharistie, ein griechisches Wort, das übersetzt Danksagung bedeutet, eingesetzt hat. Unser deutsches Wort Gottesdienst trifft den Sinn nicht ganz. Es könnte den Eindruck erwecken, als würde Gott despotisch auf unsere Dankbarkeit warten. Tatsächlich ist es genau andersherum, er erinnert uns so daran, wie wichtig die Dankbarkeit für uns ist. Nehmen Sie die Einladung Gottes zur sonntäglichen Eucharistiefeier ernst, oder wundern Sie sich nicht zu sehr, wenn Sie im Leben unzufrieden sind. Den Schlüssel zum Glück haben Sie selbst in der Hand, sie müssen Ihn nur verwenden.
Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder erklingen, singt und jubelt aus vollem Herzen dem Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus!
Eph 5,19-20
Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus.
1 Thess 5,18
Dankbarkeit als Grundhaltung ist so etwas wie ein Brennstoff, aus dem das christliche Leben seine Energie bezieht und der uns auch über steile Hügel oder unebene Pfade des Lebens führt. Wenn wir es nicht lernen, die Dankbarkeit des Herzens zu kultivieren, besteht die Gefahr, dass wir über kurz oder lang in Bitterkeit geraten. Die Dankbarkeit vertreibt den schalen Dunst des Grolls und der Unzufriedenheit durch klaren, erfrischenden Sauerstoff, in dem die Seele aufatmen kann. Haben Bitterkeit und Groll schon jemals ein krankes Kind gesund gemacht? Ein Bankkonto wieder aufgefüllt? Oder einen kaputten Gegenstand repariert?
Natürlich – dankbar zu sein ist keine magische Methode, die uns die Schwierigkeiten des Lebens vom Leib hält. Schmerzhafte Verluste bleiben schmerzhaft. Aber die Dankbarkeit verändern die Weise, wie wir versuchen Schwierigkeiten zu begegnen. Schwierigkeiten werden kommen, das steht fest. Gerade deshalb brauchen wir die Kraft — und es ist in der Tat eine beachtliche Kraft — einer Geisteshaltung, die es uns ermöglicht, auch in der aufgewühlten See solcher Lebensphasen den inneren Frieden und die Freude an Gott nicht zu verlieren.
Schritte zur Dankbarkeit können sein:
- Den Dank gegen Gott zu vernachlässigen, ist für einen Christen so gefährlich, wie für einen Autofahrer, ohne Sicherheitsgurt zu fahren. Wenn ein Unfall passiert — und früher oder später wird das der Fall sein —, stehen wir ohne Schutz da. Paulus stellt uns das warnende Beispiel von Menschen vor Augen, die Gott zwar kennen, es aber versäumen, ihm dankbar zu begegnen.
Denn obwohl sie Gott erkannt haben, haben sie ihn nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern verfielen in ihren Gedanken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
Röm 1,21
Wenn wir uns nicht in der Dankbarkeit üben, untergraben wir unser eigenes geistliches Fundament. Denn damit stellen wir in Frage, ob Gott wirklich der ist, der er zu sein behauptet: ein liebender Vater. Eine schwierige Situation, aber auch die Frustration durch relativ unbedeutende Ärgerlichkeiten können unsere geistliche Sicht trüben und uns in Versuchung bringen, Wahrheiten in Zweifel zu ziehen, von denen wir doch eigentlich wissen, dass sie zutreffen. Wahrheiten, die für unseren Glauben unverzichtbar sind.
- Das Wort Gottes ist die Quelle, aus der wir schöpfen können, um unseren Geist zu erneuern und unsere Gedanken, wenn sie abgeirrt sind, in eine positive Richtung zu lenken. Zahlreiche Bibelverse, erinnern uns an eine zentrale geistliche Wahrheit: Wir können die Umstände unseres Lebens nicht kontrollieren. Das einzige, was wir kontrollieren können, ist der Blickwinkel, aus dem wir diese Umstände beurteilen.
- Danken Sie Gott für das Einfache und Naheliegende: die Schönheit der Natur, Gottes Güte, die sich darin zeigt, dass er selbst in Christus in diese Welt kommt und Ihr Retter wird, das Glück, das Ihre Familie für Sie bedeutet. Wenn das Leben sich trist anfühlt und Sie sich alles andere als dankbar fühlen, dann hilft Ihnen diese Übung, Gott für die einfachen Dinge zu danken, um meine Perspektive wieder grade zu rücken. Es gibt Zeiten, da ist das Nachdenken über ein Problem nicht mehr konstruktiv, sondern wird zur Grübelei. Wenn so etwas passiert, gibt es keine bessere Medizin, als aus Ihrer Welt herauszutreten und Ihren Geist mit anderen Dingen zu beschäftigen.
- Lernen Sie Gott für schwierige Situationen in der Vergangenheit zu danken, weil er sie nutzt, um Ihren Glauben zu stärken und Sie als Person zu formen. Wenn Gott Ihnen auf Ihrem geistlichen Weg nur einfaches Gelände zumutet, werden Sie kaum geistliche Widerstandskräfte entfalten können. Wenn Ihnen dies nicht gelingt, versuchen Sie zurückzuschauen und zu sagen: Gott, du hast mir damals in jenen Schwierigkeiten Kraft gegeben und ich konnte daran wachsen. Darauf vertraue ich jetzt.
- Danken Sie Gott für das, was er durch die gegenwärtigen Schwierigkeiten in Ihrem Leben bewirken will. Wenn Sie einmal beginnen, in dieser Richtung zu beten, werden Sie entdecken, dass es Ihnen irgendwann möglich sein wird, einen solchen Dank von ganzem Herzen zu sprechen. Bedenken Sie dabei: Es geht nicht darum, Gott für die Schwierigkeiten zu danken. Paulus schreibt:
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht, denen, die gemäß seinem Ratschluss berufen sind; denn diejenigen, die er im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene unter vielen Brüdern sei.
Röm 8,28f
Wenn Sie das übersehen, übersehen Sie das Wesentliche. Gottes Wille ist der, dass Sie seinem Sohn ähnlich werden. Und jede Situation — wie schmerzhaft oder unangenehm sie auch sein mag — kann von ihm dazu genutzt werden. Weil wir so auch an seiner Herrlichkeit teilhaben, ist dies ein Grund, dankbar zu sein.
Schließlich geht es darum, Dankbarkeit zu üben. Es gibt in dieser Welt so vieles, was uns dazu bringen will, mürrisch und unzufrieden zu sein. Dankbarkeit ist eine Übung, nicht ein Gemütszustand. Es ist ein Willensakt, durch den ich mich dazu entscheide, mich mit dem zu beschäftigen, was gut und erfreulich ist. Ich wende meine Gedanken bewusst ab von allem, was mich unzufrieden oder mürrisch macht, und ich erinnere mich selbst daran, dass ich darauf vertrauen darf, dass Gott in allem seine guten Absichten für mich verwirklichen wird.
Wenn die Dankbarkeit einmal zu unserer Gewohnheit geworden ist, dann entwickelt sie ein Eigenleben und wird zu einer unerschöpflichen Kraftquelle für unseren Glauben.
Wie können Sie sich auf die sonntägliche Eucharistiefeier vorbereiten? Bedenken Sie bevor Sie in den Gottesdienst gehen, wofür Sie Gott in der letzen Woche danken können. Das können persönliche Erfahrungen sein, aber ebenso Entwicklungen in der Familie, der Gesellschaft und der Welt. Nehmen Sie die sonntägliche Eucharistiefeier ernst, Gott hat sich mehr dabei gedacht, als wir auf den ersten Blick erwarten würden.