7. November 2024

Jeder hat Fehler und Macken

Irgendwann lässt das Verliebtsein des Anfangs nach. Sie erkennen die Fehler und Macken Ihres Partners. Dinge, die Ihnen früher klein und unwichtig erschienen, aber auf einmal störend sind. Plötzlich stehen Sie vor der Aufgabe, einen Menschen zu lieben, der Ihnen wie ein Fremder vorkommt. Ihre erste Reaktion könnte sein: Ich habe einen Fehler gemacht! Wir passen überhaupt nicht zusammen! Sie können dann in einen ewigen Kreislauf eintreten: Sich neu verlieben, nach einiger Zeit entdecken Sie wieder die Fehler des anderen usw.

Aber was, wenn Sie die Ehe in dem Wissen begonnen habe, dass Ihr Partner sein wahres Ich erst in der Herrlichkeit Gottes erreicht? Was, wenn Sie von der Ehe erwarten, dass sie beiden Partnern hilft, aus den Sünden und Macken heraus zu wachsen, hinein in das neue Ich, das Gott sieht? Die Lehre vom Fegefeuer besagt doch: all die Macken und Fehler, die wir auf Erden nicht hinter uns gelassen haben, müssen wir spätestens nach dem Tod hinter uns lassen, bevor wir in die Herrlichkeit Gottes eintreten können.

Wenn ein Kind Sie kritisiert, ist der Niveauunterschied groß genug, dass Sie die Kritik relativ leicht abschütteln können. Wenn Sie nur so zusammenleben, bleiben Sie sozial, finanziell oder juristisch unabhängig und Sie können jederzeit aus der Beziehung aussteigen. Die Ehe bringt Sie in den engsten Kontakt mit einem anderen Menschen, ob Sie wollen oder nicht: Sie müssen sich mit den Macken und Fehlern des Partners und Ihren eigenen auseinandersetzen. Diese Fehler haben auch andere bereits bemerkt: Eltern, Geschwister, gute Freunde. Doch Sie konnten Kritik als falsche Kritik oder Voreingenommenheit abtun oder sich mit vagen Versprechungen aus der Affäre ziehen.

Die Charakterschwächen, die anderen Mitmenschen lediglich milde Probleme bereiten, können für Ihren Ehepartner harte Brocken darstellen. Keinen anderen Menschen treffen Ihre charakterlichen Schwächen so wie Ihren Ehepartner. Die Ehe verursacht die Schwächen nicht, sie deckt sie auf und das ist gut so! Wie wollen Sie zu dem neuen Menschen werden, zu dem Gott Sie machen will, wenn Sie sich einbilden, vollkommen zu sein? Die Ehe konfrontiert Sie mit sich selber. Sie hält Ihnen ein realistisches, ungeschöntes Bild vor die Nase, und zwingt Sie, es zu betrachten. Jeder gute Psychologe wird Ihnen sagen, dass man sich seinen Fehlern und Macken stellen muss, wenn diese Sie nicht versklaven sollen. Die Ehe ist also eine große Chance!

Viele ergreifen die Flucht, wenn Sie anfangen, die Fehler Ihres Partners zu sehen. Andere ziehen sich in Ihr Schneckenhaus zurück, reduzieren Ihre Glückserwartungen fast auf null und wurschteln sich durch. Wieder andere graben immer wieder das Kriegsbeil aus und geben dem Partner die Schuld am eigenen Elend. All diese Reaktionen haben eines gemeinsam: Man sieht die Schwächen seiner besseren Hälfte und fragt sich: Hab ich nicht was besseres verdient?

Bedenken Sie: Gott selber hat den Wunsch nach einem perfekten Partner in Sie hineingelegt. Das wunderbare an der christlichen Ehe ist, Ihr jetziger Partner wird der perfekte Partner einmal sein und Sie sollen ihm dabei helfen, das zu werden. Werden Sie sich bewusst: Sie sind mit einem bestimmten Selbstbild in die Ehe gekommen, dieses Selbstbild ist das Ergebnis vieler Urteile und Meinungen, die im Laufe der Jahre alle möglichen Menschen über Sie geäußert haben. Positive Urteile prägen das menschliche Herz nicht halb so stark und nachhaltig wie Kritik und Verurteilung. Diese Dinge können uns tief verletzt und tiefe Spuren hinterlassen. Die Ehe gibt dem Partner die Macht, Ihr Selbstverständnis umzuprogrammieren; er kann alles bisher über Sie gesagte aufheben und so Ihre Vergangenheit zu einem guten Teil erlösen.

Wenn alle Menschen Sie verurteilen, aber Ihr Partner treu an Ihrer Seite steht, dann gibt Ihnen das Halt. Sein Urteil ist wichtiger als alles, was andere Menschen jemals über Sie sagen. Die heilende Macht der Liebe in der Ehe ist gleichsam eine Miniatur-Ausgabe der heilenden Liebe Jesu. Die Welt hält uns unsere Fehler vor, und wir wissen, dass wir sie haben, aber Gottes Liebe erlöst uns von unseren Sünden und lässt sich von ihnen nicht beirren.

Wie können Sie Ihrem Partner die Liebe zeigen? Wenn Sie jemanden 100 € schenken wollen, gibt es verschiedene Methoden, das zu tun. Sie können ihm das Geld in bar geben oder als Scheck oder als Goldmünze oder in Form von Naturalien. Sie können es auch in eine andere Währung wechseln. Also fragen Sie Ihr gegenüber: wie möchtest du die 100 € haben?

Ganz ähnlich sollten Sie lernen, Ihren Ehepartner auf die Art zu lieben, die er am stärksten und am wertvollsten findet. Als Mose Gott bat, seine Herrlichkeit sehen zu dürfen, sagte Gott ihm, dass dies nicht gehe, weil dies für Mose tödlich enden würde. In Jesus haben wir seine göttliche Herrlichkeit gesehen, in ihm sind Gottes vergebende Liebe und Treue zu uns gekommen. Gott hat uns seine Herrlichkeit in einer Form gezeigt, mit der wir etwas anfangen können.

Prüfen Sie einmal, ob nicht einige der Dauerkonflikte in der Ehe in Wirklichkeit derartige „Sprachprobleme“ sind. Sie wollen Ihrem Partner eine Freude machen, wählen aber die Sprache der Liebe, die Ihnen naheliegt. Machen Sie sich klar, dass die falsche Liebessprache Ihre Botschaft in ihr Gegenteil verkehren kann und vor allem missbrauchen Sie die bevorzugte Liebessprache Ihres Partners nie! Wenn Sie sich die Mühe machen und die Liebessprache des Partners lernen und sie auch häufig sprechen, dann wird er sich geliebt fühlen. Weigern Sie sich aber, die Liebessprache des Partners zu lernen, so bleiben Seine Sehnsüchte ungestillt. Die harte Arbeit und bewusste Entscheidung, den Ehepartner kennen zu lernen und ihn so zu lieben, wie er das braucht, ist das Fundament jeder guten Ehe.

Eine Ehe kultiviert man dadurch, dass man Qualitätszeit miteinander verbringt, also gemeinsam etwas macht, das mindestens einer der beiden gerne tut und bei dem man sich austauschen kann. Sie zeigen Ihrem Partner so, dass die Zeit mit Ihm für Sie die wichtigste ist. Einer der größten Liebesbeweise ist die Bereitschaft, anders zu werden, – ernsthaft daran zu arbeiten, diejenigen Verhaltensweisen zu ändern, die den Partner ärgern oder verletzen. Bedenken Sie, dass Ihr Partner die Fehler und Macken nicht so entdeckt, wie der Arzt die Krankheiten diagnostiziert oder der Seelsorger die Ängste und Aggressionen. Er kennt sie, weil er immer wieder zu deren Opfer wird.

Um dem Partner die Wahrheit in Liebe zu vermitteln, sind Vergebung und Buße wichtig. Bevor wir dem Partner sagen, wo er uns verletzt hat, müssen wir Ihm vergeben haben. Unsere Kritik darf kein Racheakt sein. Und wenn man sich bewusst wird, dass man den Partner verletzt hat, sollte man um Verzeihung bitten und dies auch durch Werke unterstreichen.

Ein König hatte einen ihm treu untergebenen General. Viele der gewonnenen Schlachten waren auf dessen taktisches Talent zurückzuführen. Doch in einer dieser Schlachten wird der General tödlich verletzt. Als der König davon erfährt, eilt er auf das Schlachtfeld zu seinem General. Der General liegt im Sterben. Er blickt den König an und bittet diesen sterbend, auf seinen Sohn zu achten. Der König verspricht dem General, den Sohn wie seinen eigenen Sohn großzuziehen.

So erhält der Sohn des Generals die beste Ausbildung und auch sonst fehlt es ihm an nichts. Als er erwachsen ist und es an der Zeit ist einen Beruf zu wählen, will der Sohn Soldat werden wie sein Vater. Auch dies unterstützt der König. Der Sohn wird ein talentierter Offizier. Nur hat er im Unterschied zu seinem Vater ein Laster: das Glücksspiel.

Lange bleibt dies unbemerkt, weil sein Gehalt als Offizier hoch genug ist. Als dies jedoch nicht mehr genügt, greift er in die Regimentskasse und vertuscht so sein Laster. Doch eines Tages wird ihm beim Blick in die Kasse bewusst, dass er dies nicht mehr vertuschen kann. Er beschließt, sich das Leben zu nehmen, weil er sich schämt, sein Laster und sein Handeln offen einzugestehen. Er legt den Revolver auf den Tisch vor sich und trinkt sich Mut an. Dabei schläft er ein.

Der König hatte die Angewohnheit nachts noch einmal durch die Kaserne zu gehen. Da fällt ihm das Licht auf und er schaut in die Stube des jungen Offiziers. Er findet diesen schlafend über den Kassenbuch des Regiments und den Revolver neben dem Buch. Ihm ist sofort klar, was hier los ist. Als der junge Offizier am Morgen wach wird, fehlt sein Revolver, stattdessen liegt dort ein Kuvert mit dem Siegel seines Königs. Er fühlt sich ertappt und Scham überkommt ihn. Er öffnet das Kuvert und liest: Ich, der König, habe die ganze Schuld für dich beglichen, du bist frei!

Wenn Sie sich fragen: Warum Sie Ihrem Ehepartner verzeihen sollen? Weil der Herr des Universums in der Person Jesu Christi in unsere Welt kam, in unsere Herzen blickte, alles sah, auch das Schlimmste. Und dies war keine Trockenübung für ihn, unsere Sünden kosteten ihn das Leben. Als er am Kreuz hing, schaute er hinunter und sah uns; er sah, wie die einen ihn leugneten, die anderen ihn verrieten und alle ihn verließen. Er sah unsere Sünde und hat sie beglichen.

Wenn Sie in Ihrer Ehe, angetrieben von der Gnade Gottes, einander mit der Kraft der Wahrheit und der Liebe begegnen, wenn Sie sich auf das Abenteuer der geistlichen Freundschaft einlassen und als Gottes Weggefährten auf die Reise in die neue Schöpfung unterwegs sind, dann werden Sie mit den Jahren einander in Gottes Augen immer schöner machen, wie Diamanten, die geschliffen und poliert und eingefasst werden. Nehmen Sie sich ein Hochzeitsfoto: So schön Sie da ausgesehen haben, in der Ewigkeit werden Sie das toppen!