Am Abend eines jeden Schöpfungstages sagte Gott: Es ist gut so! Nur bei der Schöpfung des Menschen sagt er: Es ist nicht gut, dass Adam alleine bleibt. Erst als Eva erschaffen ist, sagt Gott: Es ist gut so! Warum ist das so? Der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes erschaffen. Gott war nie allein, Gott lebt seit Ewigkeiten in drei Personen. Nach dem Ebenbild Gottes erschaffen zu sein, bedeutet als Beziehungswesen erschaffen zu sein. Deshalb widerspricht das Alleinsein Adams im Paradies dem Wesen des Ebenbildes Gottes.
Weil wir als Beziehungswesen erschaffen sind, können Geld, Luxus und Vergnügen, all unser Bemühen, unser eigenes Paradies zu schaffen, uns nicht so erfüllen wie die Liebe. Bei der Partnerwahl sollten wir deshalb den richtigen Filter verwenden. Wie oft sind Schönheit und Wohlstand die ersten Kriterien? Am Anfang sollte aber die Suche nach jemanden stehen, der mich versteht und der mich durch seine bloße Gegenwart zu einem anderen, besseren Menschen macht: nach einem guten Freund.
Was macht Freundschaft aus? Eine der Haupteigenschaften ist die Treue. Auf einen Freund kannst du dich immer verlassen, vor allem aber, wenn es dir schlecht geht. Ein zweites Hauptmerkmal wahrer Freundschaft ist die Ehrlichkeit. Echte Freunde ermutigen und bejahen einander, aber sie halten auch mit Kritik nicht hinter dem Berg, wenn dies notwendig ist. Bei einem echten Freund muss ich meine Gedanken und Worte nicht vorsichtig abwägen, sondern kann sie geradewegs ausschütten, so wie sie sind, in der Gewissheit, dass er sie ordnet, das Wertvolle behält und den Rest einfach vergisst. Ein drittes Merkmal echter Freundschaft ist das gemeinsame Ziel. Freundschaften kommen nicht so sehr durch einen Willensakt zustande, sondern sie entstehen zwischen Personen, die entdecken, dass sie gemeinsame Interessen und Ziele haben.
Menschen, die an Christus glauben, haben ein mächtiges, gemeinsames Ziel. Sie erwarten, dass sie in ihrem Leben auf dem Weg zur Gemeinschaft mit Gott sind. Gott lebt seit Ewigkeit in Gemeinschaft. Ehepartner sollen nicht nur einander ehrlich ihre eigenen Fehler eingestehen, sondern auch in Liebe die Sünden des anderen ansprechen, falls er oder sie blind dafür ist. Einer trägt des anderen Last. Sie sind einander Mahner und Retter. Im Epheserbrief lesen wir:
Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, da er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort! So will er die Kirche herrlich vor sich hinstellen, ohne Flecken oder Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
Eph 5,25-27
Für Paulus ist das Hauptziel der christlichen Ehe nicht sozialer Status und Stabilität, wie in den antiken Kulturen, aber auch nicht romantische Liebe und persönliches Glück, wie in unserer heutigen Kultur. Nein, Paulus trägt den Ehepartnern auf, Jesu Opfer vor Augen zu haben und sich gemeinsam auf den Weg zu Gott zu machen. Er sagt uns: Mit der Taufe beginnt ein Weg, der erst am Ende des irdischen Lebens vollendet sein wird; wir sollten uns nicht einbilden, dass wir schon hier und jetzt vollkommen sind. Andererseits sollten wir den Mut wegen unserer Fehler nicht sinken lassen, denn Gott wird sein Werk an uns vollenden.
Was bedeutet es dann, sich zu verlieben? Ich schaue den anderen oder die andere an und sage: Ich möchte dein und Gottes Weggefährte sein auf deiner Reise durch dieses Leben. Die meisten Menschen, die auf der Suche nach einem Ehepartner sind, suchen eine fertige Statue, wo sie eigentlich einen Marmorblock suchen sollten – nicht um selber die Person zu schaffen, die sie wollen, sondern um Gott zu helfen als Meißel in seinen Händen. Dies ist etwas radikal anderes als die Suche nach dem oder der Richtigen, von dem oder der wir wollen, dass er oder sie uns so annimmt wie wir sind.
Wenn Sie in Treue ihren Lebensweg gemeinsam gehen, werden Sie einmal die Stimme Gottes hören: Gut gemacht! All die Jahre habt ihr für einander gebetet, habt Opfer für einander gebracht. Ihr habt für einander gedankt und einander getragen. Ihr habt einander konfrontiert und zurechtgewiesen. Ihr habt euch umarmt und geliebt. Und jetzt schaut, wie ihr leuchtet und strahlt! Romantik, Sexualität, Lachen und Spaß sind Begleiterscheinungen dieses Prozesses der Heiligung, Läuterung und Verherrlichung. Diese Dinge sind wichtig, aber sie sind nicht in der Lage, eine Ehe durch all die Jahre des ganz normalen Alltags lebendig zu halten. Was die Ehe zusammenhält, ist das gemeinsame Zugehen auf die Gemeinschaft mit Gott. Wer sich weniger als das zum Ziel setzt, lebt nicht Ehe, sondern spielt nur Ehe.
Am Kreuz schaute Jesus nicht mit einem Herzen voller Bewunderung und Zuneigung zu uns hinab. Er hatte nicht das Gefühl, dass die Chemie zwischen uns stimmt. Aber er gab sich hin. Er setzte unsere Bedürfnisse über die Seinen, opferte sich auf für uns. Jesus starb nicht, weil wir so liebenswert waren, sondern um uns liebenswert zu machen. Paulus sagt, dass er starb, um uns heilig zu machen.
Ihre Ehe muss Ihnen wichtiger sein als alles andere im Leben. Kein anderer Mensch darf mehr von Ihrer Liebe und Kraft, Ihrem Fleiß und Ihre Hingabe bekommen als Ihr Mann oder Ihre Frau. Egal, wie innig die Bindung an Ihre Eltern war, Gott fordert die Ehepartner auf, sie zu verlassen, um ein neues Band zu knüpfen, das noch wichtiger und stärker ist. Wenn Sie heiraten, müssen Sie lernen, als Paar zu entscheiden, und neue Strukturen und Vorgehensweisen einzuüben.
Auch wenn Sie Ihre Kinder mehr lieben als Ihren Partner, wird dies Ihre ganze Familie aus dem Lot bringen, und alle werden die Leidtragenden sein. Kinder wollen nicht die Liebe jedes einzelnen Ehepartners für sich, sondern die Liebe der Ehepartner zueinander. Sie spüren sofort, wenn die Chemie zwischen den Eltern nicht mehr stimmt. Ehe funktioniert nur dann gut, wenn ich den Ehepartner und die Ehe an die erste Stelle setze und keine noch so guten anderen Dinge (Eltern, Kinder, Beruf, Hobbys) zu Pseudopartnern mache.
Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.
Eph 5,28-29
Paulus sagt auch, dass der Mann seine Frau so lieben sollte wie seinen eigenen Körper. Unsere Gesundheit ist das Fundament für alles andere in unserem Leben. Was passiert, wenn ich zu der Überzeugung gekommen bin, dass viel Geld mich glücklich machen wird, und anfange, meine Arbeit über meine Gesundheit zu setzen? Ich mache jede Menge Überstunden, bekomme zu wenig Schlaf und Bewegung, esse ungesund, habe Stress ohne Ende. Mein Bankkonto schwillt an, aber dann kommt der Infarkt oder etwas anderes, was habe ich dann von meinem Reichtum? Anders ausgedrückt: Wenn ich mir einbilde, mein Glück über meine Gesundheit setzen zu können, werde ich am Ende unglücklich. Eine gute Gesundheit ist die Grundlage für mein Lebensglück und wichtiger als ein Haufen Geld. Paulus vergleicht die Ehe mit der Gesundheit unseres Körpers: sie muss die fundamentale Beziehung in unserem Leben sein. Wenn ich heirate, lasse ich mich auf etwas ein, was Gott selber erfunden hat.
Einer der Hauptzwecke der Ehe besteht darin uns zu heiligen. Ist dies Arbeit? Ja, jede Menge! Aber es ist die Arbeit, zu der Gott uns geschaffen hat. Wer einmal begriffen hat, was Heiligkeit ist, der erkennt: echtes Glück ist nicht etwas, das wir erleben müssen, bevor wir uns auf den Weg zur Heiligkeit machen. Echtes, bleibendes Glück erleben wir, wenn wir diesen Weg gehen! Wenn Sie also Glück erfahren wollen, müssen Sie ja dazu sagen, dass die Ehe Ihnen helfen soll, heilig zu werden.