Erinnern Sie sich an den reichen Jüngling? Obwohl er ein religiös vorbildliches Leben führt, scheint er ein Problem zu haben. Er sucht Jesus auf und fragt: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erwerben? Die Antwort Jesu sollte uns überraschen: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut, außer der eine Gott! Jesus fragt ihn damit, warum kommst du? Hältst du mich für einen besonderen Rabbi mit dem du diskutieren willst oder für den Sohn Gottes? Dann fährt er fort: Halte die Gebote!, worauf der junge Mann antwortet: Das hab ich seit meiner Jugend getan!
Jesus nimmt es dem Jüngling ab, dass er die Gebote hält und ein anständiges Leben führt. Wer kann so einfach sagen, dass er alle Gebote von Jugend an gehalten hat?
Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
Mk 10,21
Mit anderen Worten sagt Jesus diesem jungen Mann: Du setzt ganz auf deinen Reichtum und deine Leistungen. Stell dir dein Leben ohne deinen Reichtum vor. Stell dir vor, es ist alles weg du hast nur noch mich. Könntest du so leben? Da geht er traurig weg, denn er hat ein großes Vermögen.
Jesus war viel reicher als der Jüngling und als sich dieser vorstellen kann. Er hat die Herrlichkeit des Himmels hinter sich gelassen und ist um unseretwillen arm geworden. Am Kreuz gibt Jesus alles auf für uns Menschen. Sein Leiden und Sterben ist die Messlatte für die Gottes- und Nächstenliebe.
Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen.
2 Kor 8,9
Das Problem des jungen Mannes ist nicht sein Reichtum, denn er führt ein Leben nach den Geboten, sondern seine Vorstellung, dass er durch sein gutes Leben allein Gott gefallen kann. Wenn ich mir einbilde, durch meine guten Werke gerettet zu werden, dann tue ich Nichts aus reiner Liebe zu meinem Mitmenschen oder weil es schön und edel ist, sondern ich tue alles für mich. Ich verkenne, dass die Erlösung am Kreuz notwendig ist.
Wenn sie versuchen, jemanden zu lieben, der in Not ist, der verfolgt wird oder tiefe seelische Verletzungen mit sich herumträgt, dann können sie ihn nicht lieben, ohne selber verletzt zu werden. Sie nehme die Probleme und Verletzungen dieses Menschen gewissermaßen auf sich, sein Schmerz wird ihr Schmerz. Ihn lieben heißt sich für ihn opfern.
Oder wenn sie Kinder haben, sind diese lange Zeit total von ihnen abhängig. Wenn Sie wollen, dass aus ihrem Kind eines Tages ein selbstständiger Erwachsener wird, müssen Sie für die nächsten 20 Jahre ihre eigene Unabhängigkeit empfindlich beschneiden. Jede echte, das Leben verändernde Liebe ist ein stellvertretendes Opfer. Als Jesus, der vielmehr liebt als wir, in die Welt kommt, um das Urböse und die Ursünde zu vernichten, bringt er ein stellvertretendes Opfer: Er stirbt für unsere Sünden am Kreuz.
Als die Babylonier Israel erobert und viele Menschen nach Babylon deportiert hatten, stellte sich die Frage: Wie sollten die Juden sich im babylonischen Exil verhalten? Sie hätten versuchen können, sich zurückzuziehen, um nichts mit diesen Heiden zu tun zu haben. Oder sie hätten versuchen können, Babylon zu unterwandern und durch Guerilla-Taktiken an die Macht zu kommen. Was sagte Gott Ihnen?
Suchet das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN; denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl! Jer 29,7
Jer 29,7
Mit anderen Worten: Ich will, dass ihr den Wohlstand Babylons sucht. Ich will, dass ihr es zu einer Stadt macht, in der man gerne wohnt. Ich will, dass ihr euch um eure Nachbarn kümmert, auch wenn sie eine andere Sprache und Religion haben als ihr. Für uns geht der Weg zur Einflussnahme auf die Gesellschaft nicht über das Ergreifen von Macht. Wir wissen, dass Jesus genauso gedacht hat.
Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Mk 10,42-45
Durch Macht und Zwang wird keine Gesellschaft wirklich verändert, weil die Herzen der Menschen so nicht erreicht werden. Sie fügen sich zwar ihrem Schicksal, aber nicht weil sie dem zustimmen, was sie tun. Gott sagt uns vielmehr: Liebt und lebt so, dass die Menschen um euch herum sich ihre Gesellschaft bald nicht mehr ohne euch vorstellen können. Sie werden Zutrauen zu euch fassen, weil sie sehen, dass es euch nicht nur um euch selbst geht, sondern auch um sie. Wenn die Menschen von sich aus, zu euch auf zu gehen, euch bitten, weil euer Dienst und eure Liebe sie so sehr anziehen, dann werdet ihr wirklich Einfluss gewinnen. Es wird ein Einfluss sein, den ihr euch nicht genommen habt, sondern den die anderen euch freiwillig geben.