19. März 2024

Muss ich wirklich beichten gehen?

Kann ich mir das nicht mit Gott selbst ausmachen? Und sind nicht die Priester auch alle fehlerhafte Menschen?

Vorweg: Alle Priester sind vom Kirchenrecht angehalten, häufig zur Beichte zu gehen. Sie können sich ihre Sünden nicht selbst nachlassen. Es trifft also alle gleich. Selbst der Papst muss bei einem Priester beichten.

Aber warum sollen wir beichten? Dazu gibt es zwei entscheidende Stellen in den Evangelien.

19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Johannes Evangelium 20. Kapitel

Es ist der Tag der Auferstehung. Jesus war für unser aller Sünden gestorben. Er ist für uns gestorben, damit wir immer wieder die Chance auf ein Leben in der Gegenwart Gottes haben. Es ist kein Zufall, wenn er am Tag des Sieges über Sünde und Tod das Sakrament der Vergebung der Sünden einsetzt.

Hätte es nicht genügt, dass Er für uns stirbt und so für unsere Sünden Sühne leistet? Wozu die Unannehmlichkeit der Beichte? Kann ich das nicht mit Gott selbst ausmachen?

15 Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. 16 Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. 17 Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. 18 Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.

Matthäus Evangelium 18. Kapitel

Auch hier geht es um Sünde und Sündenvergebung. Wir alle sind uns auf dem Weg zu Gott als Korrektoren gegeben. Aber das Lösen und Binden legt Jesus in die Hände der Apostel. 

Wenn ich also die Vergebung meiner Sünden an der Kirche vorbei direkt bei Gott suche, dann ist das in etwa so, wie wenn ich einen Bußgeldbescheid wegen überhöhter Geschwindigkeit erhalten habe und mich direkt an den Bundespräsidenten wende. Was wird er machen, wenn er von meinem Anliegen erfährt? Er wird mich an die zuständige Bußgeldstelle verweisen, die vom Staat genau für die Behandlung solcher Delikte autorisiert wurde.

Die zuständige Autorität für die Sündenvergebung hat Jesus eindeutig festgelegt.

Jesus macht uns damit bewusst, dass jede Sünde nicht nur ein persönliches Versagen vor Gott ist, sondern auch in der Gesellschaft ihre Spuren hinterlässt. Der hl. Apostel Paulus kleidet diese Wirklichkeit in das Bild des Leibes mit den vielen Gliedern. Leidet ein Glied sagt er, dann leidet der ganze Leib. Das Bekenntnis der eigenen Sünden vor dem Priester bringt diesen sozialen Aspekt der Sünde zum Ausdruck. Zudem schenkt uns die Beichte Gewissheit. Durch die Beichte halten Sie sich an die Ordnung Gottes und haben die Zusage Gottes auf Vergebung.

Gott ist der beste Pädagoge. Wir wissen wie erleichternd es sein kann etwas, das uns belastet aussprechen zu können. Zudem schützt Gott den Ort der Beichte durch das Beichtgeheimnis. Wir können belastende Dinge aussprechen und so unsere Seele erleichtern. Gleichzeitig schenkt uns Gott sein Erbarmen.