Wenn Jesus Christus heute leben würde, wäre er zusammen mit seinen Jünger nach Berlin zur Demo gefahren? Lassen Sie mich zunächst einen seiner berühmtesten Jünger zitieren:
Jeder ordne sich den Trägern der staatlichen Gewalt unter. Denn es gibt keine staatliche Gewalt außer von Gott; die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodass du ihre Anerkennung findest! Denn sie steht im Dienst Gottes für dich zum Guten. Wenn du aber das Böse tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht nämlich im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der das Böse tut. Deshalb ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, Steuer, wem ihr Steuer schuldet, Zoll, wem ihr Zoll schuldet, Furcht, wem ihr Furcht schuldet, Ehre, wem ihr Ehre schuldet!
Römerbrief 13,1-7
Das ist doch starker Tabak! Der römische Staat war zu diesem Zeitpunkt keine Demokratie. Freiheitsrechte, wie wir sie heute kennen und wahrnehmen können, waren damals undenkbar. Zudem verfolgte der römische Staat Christen allein dafür, dass sie Christen waren. Dennoch sieht Paulus in der staatlichen Ordnung Gott wirksam und fordert die Christen zu Gehorsam, Respekt, Zahlung von Steuern und Zoll auf. Christen sollen sich als vorbildliche Staatsbürger erweisen.
Hat Paulus Jesus richtig verstanden?
Vielleicht hat der Apostel Jesus Christus nicht richtig verstanden, blicken wir deshalb auf das Leben Jesu. Wir alle kennen die Antwort Jesu auf die Frage nach der kaiserlichen Steuer:
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Matthäus 22,21
Und wir kennen sein Verhalten beim Einzug in Jerusalem, den wir jedes Jahr am Palmsonntag feiern. Die Massen jubelten Jesus, dem Wundermann aus Nazareth, zu. Ihm, der sogar Tote auferwecken konnte. Sie legten ihre Mäntel vor ihm auf den Boden und signalisierten ihm so, dass sie ihn als König akzeptieren. Sie hofften, mit ihm an der Seite die verhassten Römer vertreiben zu können. Aber als Jesus Christus auf dieses Angebot nicht einging, kippte die Stimmung und sie forderten wenige Tage später seinen Tod. Obwohl Jesus Wunder wirken konnte, ließ er sich von der staatlichen Autorität kreuzigen.
Der Völkerapostel Paulus interpretiert in seinem Römerbrief das Verhalten Jesu richtig. Christsein ist eine Revolution der Liebe. Christsein bedeutet Mission durch vorbildliche Erfüllung der staatlichen Pflichten und der Pflichten vor Gott.
War Jesus blind für die Ungerechtigkeit?
War Jesus Christus und die Urkirche blind für die Ungerechtigkeiten in dieser Welt? Was, wenn wie einige Politiker der Grünen vor kurzem forderten, alle Ärzte von staatlicher Seite angehalten würden, Abtreibungen durchzuführen? Muss man sich dagegen nicht zur Wehr setzen? Jesus Christus lehrte passiven Widerstand. Er und die Urkirche waren durchaus nicht bereit alles mitzumachen, wenn es den Geboten Gottes widersprach. Für ihre Überzeugung nahmen die Christen immer wieder einen grausamen Tod auf sich. Aus dieser Haltung spricht die Torheit des Kreuzes.
(vgl. dazu http://pfarreiengemeinschaft.net/?p=189)
Woher können wir heute wissen, was Jesus Christus getan hätte?
Die Jünger hatten es damals recht einfach, kam eine Frage auf, konnten sie diese Jesus selbst stellen und erfuhren so, was vor Gott richtig ist. Aber uns heute fehlt diese Möglichkeit. Wie können wir feststellen, was Gott von uns will?
Der heilige Ignatius von Loyola (+1556) hat dafür in seinem Exerzitienbuch die Regeln der Unterscheidung der Geister aufgestellt. Er fragt sich, von welchem Geist er getrieben wird, vom Guten oder dem Bösen. Wenn mich bei meinem Handeln Respektlosigkeit, Aggression, Trotz, Wut oder Hass antreiben, die auf keinen Fall christliche Tugenden sind und ganz der Haltung Jesu Christi, wie sie auch der Apostel Paulus im Römerbrief wiedergibt, widerspricht, dann kann es nicht der Heilige Geist sein, der mich antreibt.
Wir sollten bewusst immer wieder die Stille vor dem Herrn aufsuchen und uns bewusst werden, welche Emotionen uns antreiben. Erst wenn wir vor Gott stillgeworden sind, können wir uns in seinem Angesicht überlegen, wie wir auf die verschiedenen Probleme in Familie, Arbeit und Gesellschaft in seinem Sinne reagieren können.
Was wenn das alles nur Fake ist, um uns zu täuschen?
Sicher, Sie könnten jetzt sagen: Klar, Kontakte einschränken, Abstand zu wahren und eine Maske zu tragen, wenn ich den Abstand nicht einhalten kann, sind vernünftige Vorgaben, wenn die Corona-Pandemie kein Fake ist. Das entspräche der Vorgabe Jesu aus dem Evangelium, im schwächsten Glied Gott selbst zu erkennen:
Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40
Was aber, wenn uns die Mächtigen der Welt nur täuschen, um ihre Agenda voranzutreiben? Problematisch daran ist natürlich, dass sich dies nur schwerlich beweisen ließe und wir keine Sicherheit gewinnen könnten. Es wäre ja eine weltweite Verschwörung der Mächtigen, egal welches politische System sie vertreten oder welcher Religion sie angehören. Sie würden die Mittel der Macht auch offen gegen uns verwenden.
Was würde uns Jesus Christus sagen? Er würde uns auffordern eine Revolution der Liebe zu starten, die besseren Weltbürger zu sein. Er würde uns anhalten, die christliche Botschaft nicht selbstmächtig zu entschärfen, wo sie uns die Torheit des Kreuzes abverlangt. Wir erleben derzeit in unserer Gesellschaft einen Auszug aus der Kirche. Liegt das nicht unter anderem auch daran, dass wir Christen und unser Lebensstil sich zu sehr dieser Welt angepasst haben? Wer nimmt den regelmäßigen Sonntagsgottesdienst noch ernst? Wer übt sich wöchentlich im Freitagsopfer? Wie oft entschärfen wir für uns selbst unseren Glauben, in dem wir z.B. Notlügen gebrauchen? Wie viel Zeit verwenden wir, um tiefer in den christlichen Glauben einzudringen?
Jesus Christus wäre ziemlich sicher nicht auf die Demo nach Berlin gefahren, sondern hätte uns heute genauso wie seine Jünger damals aufgefordert, die Welt durch die Liebe zu verändern, im Alltag, da wo wir es können. Wenn wir dies tun, werden wir die Welt von innen heraus verändern, wie es auch die ersten Christen getan haben. Der übermächtige Feind, das römische Reich, wurde mit der Torheit des Kreuzes besiegt. Fehlt der Kirche von heute nicht oft dieser Schwung?