Wen Gott in seinen Dienst ruft, der hat einen Auftrag: Zeugnis zu geben vom lebendigen Gott. Dieser lebendige Gott, für den wir Zeugnis geben sollen, ist soviel größer als alles, was wir uns vorstellen können. Dennoch wissen wir durch das Leben und die Lehren Jesu viel von ihm. Und wir wissen wie Gott ist, weil er in der Stimme unseres Gewissens zu uns spricht.
Was sagt mir die Stimme des Gewissens über das Universum, die Schöpfung?
Wenn die Welt schon immer existiert hätte und niemand sagen könnte warum?, wenn Raum, Zeit und Materie nur ein Produkt des Zufalls wären, dann wäre der Mensch ein äußerst unwahrscheinlicher Glückstreffer und die Stimme in seinem Herzen eine Fehlleistung der Evolution. Sie würde uns auf das Gute verpflichten, dass es gar nicht gäbe. Schuldgefühle wären eine Fehlleistung. Aber dann hätte eine gerechte und menschenwürdige Gesellschaft, die gleiche Berechtigung wie eine korrupte oder diktatorische. Es gäbe keinen denkenden Geist, der die Evolution leitet und uns auf das Gute hinrichtet.
Vor Jahren habe ich einen atheistischen Professor getroffen, der von mir wollte, dass ich ihm den Glauben erkläre. Aber der Glaube ist ein Gnadengeschenk Gottes, den kann man nicht einfach so erklären. Sonst könnten Sie ja ihren Kindern oder Freunden den Glauben erklären und diese würden automatisch glauben. Der Glaube ist eine Gnade. Ich versuchte ihm in diesem Gespräch nur zu zeigen, dass ohne Gott nichts einen bleibenden Sinn hat.
Es gibt scheinbar sinnvolle Zwischenziele, wie ein Haus bauen oder eine Familie gründen, aber sie wären vergänglich. Familien können zerfallen, Häuser nicht fertig werden, weil sie den Job verlieren. Krankheit und Tod stellen schließlich alles in Frage.
Schließlich meinte der Professor: Wir Menschen sollten es machen wie die Indianer und keine Spuren in der Natur hinterlassen. Ich antwortete ihm damals, dass dies in zweifacher Hinsicht falsch sei: 1. die Indianer glaubten an Manitu. Auch wenn ihre Gottesvorstellung nicht unserer entspricht, sie waren nicht ungläubig. Und 2. wozu die Natur schonen, wenn sie keinen bleibenden Sinn hat und niemand zum Guten verpflichtet ist. Ein Akt letzter Gerechtigkeit wäre dann, alle existierenden Atombomben zu zünden. Alle würden sterben und alle wären gleich, die Armen und die Reichen, die Mächtigen und die Ohnmächtigen.
Gegen diese Vorstellung wehrte sich in ihm alles, er sehnte sich insgeheim doch nach einem Sinn im Leben. Er war schon zur Tür hinaus, da steckte er noch einmal seinen Kopf in den Raum und sagte: Aber gesehen hast du ihn (Gott) auch noch nicht! Ich antwortete: Nein, mir genügt es, dass alles mit Gott einen Sinn hat und ohne Gott nichts. Als ihn Monate später jemand als Atheist bezeichnete, meinte er: Das stimme nicht, er lasse sich einmal von Gott überraschen.
Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Wir alle werden einmal von der Größe Gottes überrascht sein. Je mehr wir Menschen vom Universum verstehen, desto klarer wird uns, wie komplex alles ist. Alles Zufall? Zerlegen Sie Ihren Laptop oder Tablet und geben Sie die Einzelteile in eine Schachtel. Schütteln Sie die Schachtel so lange, bis der Laptop oder das Tablet wieder funktioniert. Sie können sich nicht vorstellen, dass dies jemals passiert?
Aus unserer Erfahrung wissen wir, jede technische Errungenschaft setzt denkenden Geist voraus! Warum sonst verleihen wir besonders erfinderischen Menschen den Nobelpreis? Mit einem denkenden Geist verbinden wir Bewusstsein und Absichten. Das heißt auch Gott zieht manche Dinge anderen vor, nicht alles ist gleich vor ihm. Wir kennen seine Vorlieben aus der Stimme des Gewissens.
Mit wissenschaftlichen Experimenten können wir Gott nicht feststellen oder nachweisen. Die Wissenschaft versucht zu beschreiben, wie die Welt ist. Sie stellt nicht die Frage: Warum die Welt ist? Für die Wissenschaft ist ein Wunder nur eine Anomalie der von ihr festgestellten Gesetze. Selbst wenn die Wissenschaft einmal alle Gesetzmäßigkeiten des Universums beschreiben kann, bleibt die Frage: Warum gibt es das Universum? Warum gibt es es immer noch? Hat alles einen Sinn?
Die Wissenschaft bedarf immer religiöser Unterstützung, wenn sie funktionierende menschliche Institutionen schaffen möchte. Wissenschaftler untersuchen, wie die Welt funktioniert, aber es gibt keine wissenschaftliche Methode, mit der sich festlegen lässt, wie Menschen sich verhalten sollen. Die Wissenschaft erklärt uns, Menschen können ohne Sauerstoff nicht überleben. Aber ist es in Ordnung, Kriminelle durch Ersticken hinzurichten? Auf eine solche Frage weiß die Wissenschaft keine Antwort.
Yuval Noah Harari. Homo Deus, Eine Geschichte von Morgen. C H Beck, S. 294.
Wir wissen, alle technischen Errungenschaften setzen einen denkenden Geist voraus. Aber das hochkomplexe Universum soll ein Produkt des Zufalls sein? Der Versuch, die Existenz Gottes mit wissenschaftlichen Methoden zu beweisen, mag aussichtslos erscheinen. Aber wir haben Insider-Informationen. Wir kennen seine Stimme in unseren Herzen. Wir wissen, dass wir sie nicht geschaffen haben und dass sie uns zum Guten auffordert, dass wir sie nie ganz vergessen können, selbst wenn wir es versuchen.
Gott ist für uns nicht nur ein Objekt, dass wir äußerlich studieren. Wie einen Stein oder Baum, mit denen wir keinen Kontakt aufnehmen können. Unsere innere Stimme ermöglicht uns direkten Kontakt mit ihm. Aufgrund der inneren Stimme darauf zu schließen, dass Gott existiert, ist nicht unvernünftiger, wie anzunehmen, dass die Konstruktion eines Laptops oder eines Tablets, einen denkenden Geist voraussetzt. Die Gegenwart Gottes hier unter den eucharistischen Gestalten lehrt uns, wie unaufdringlich Gott ist. Das Evangelium sagt uns: Er baut auf unser Zeugnis für ihn.