In diesen Tagen wird bereits viel darüber diskutiert, wie und wann die Politik damit beginnt, das öffentliche Leben langsam und schrittweise wieder hochzufahren. Wir wollen uns keiner Illusion hingeben, das bedeutet sicher nicht, dass wir schnell wieder unser altes und gewohntes Leben führen können.
Solange es keinen Impfstoff und keine Medikamente gibt, kann dies nur heißen, falls die Ansteckungszahlen zu hoch werden, müsste die eine oder andere Lockerung auch wieder zurückgenommen werden.
Selbst wenn schnell ein wirksamer Impfstoff und Medikamente gefunden werden, müssen diese noch auf ihre Verträglichkeit für den Menschen getestet werden und die offizielle Zulassung bekommen. Auch wenn alle daran Interesse haben, dass dies schnell geht, werden wir noch einige Zeit mit dem Virus leben müssen. Bei der Suche nach Medikamenten und Impfstoffen sollten wir die Wissenschaftler mit unserem Gebet unterstützen.
Papst Franziskus hat in seiner Predigt am 27. März 2020 gesagt:
„In unserer Welt, die du noch mehr liebst als wir, sind wir mit voller Geschwindigkeit weitergerast und hatten dabei das Gefühl, stark zu sein und alles zu vermögen. In unserer Gewinnsucht haben wir uns ganz von den materiellen Dingen in Anspruch nehmen und von der Eile betäuben lassen. Wir haben vor deinen Mahnrufen nicht angehalten, wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwerkranken Planeten gehört. Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden.“
http://www.kath.net/news/71308 zuletzt am 14. April 2020 besucht. Erzbischof Voderholzer von Regensburg zitiert in seiner Predigt den Papst.
Der Papst lädt uns angesichts der Corona-Pandemie ein, unseren Lebensstil zu hinterfragen und nicht die Frage zu stellen: Wie Gott das zulassen konnte? In seinen Augen wäre das nur der scheinheilige Versuch, die Schuld Gott „in die Schuhe zu schieben“, damit wir nicht ehrlich zu uns selbst sein müssen.
Gott entschleunigt gerade diese Welt. Weltweit sind alle Menschen mehr oder weniger gezwungen innezuhalten, egal ob sie an Gott glauben oder nicht. Die stille Anbetung in der Kirche kann uns nicht nur helfen, unseren Lebensstil zu hinterfragen, sondern auch mehr zu uns selbst zu finden. Die uns auferlegte Entschleunigung ist eine Einladung Gottes zur Innerlichkeit. Innerlichkeit ist die beste Vorbereitung auf die heilige Kommunion.
Als ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal die Exerzitien des heiligen Ignatius von Loyola gemacht habe, befremdete mich eine seiner Gebetsweisen: das rhythmische Gebet. Er empfiehlt dem Beter, sich auf den Rhythmus seines Atems zu konzentrieren, um sich vor Gott zu sammeln.
Bei meinen Versuchen über all die Jahre, in der Anbetung gesammelt zu sein, half mir und erfreute mich irgendwann der Gedanke, dass Gott in meinem Herzen anwesend ist. Dass ich ein Tempel des Heiligen Geistes bin. Dass er bei mir ist, auch wenn ich nicht an ihn denke und ihn vergesse.
Mir wurde klar: Ich muss in der Anbetung nichts leisten! Es genügt vor Gott still zu werden. Mit jedem Atemzug werde ich mir bewusst, dass er mich liebt und am Leben hält, weil er mich will. In der Stille vor Gott setze ich mein Herz seiner Liebe aus. Ich lasse mich einfach von ihm lieben. Wenn Menschen verliebt sind, dann ist es das Schönste, wenn die geliebte Person da ist. Ich genieße in der Stille vor Gott seine Anwesenheit und seine Liebe zu mir. Wenn Menschen verliebt sind, dann würden sie am liebsten die ganze Welt umarmen. Hier in der Stille verstehe ich, wie sehr Gottes- und Nächstenliebe zusammengehören.
Dort vor ihm komme ich zur Ruhe. Die Stille entrümpelt mein Herz, sie klärt meine Gefühle und Stimmungen, meine Wünsche und Vorstellungen an seiner ewigen Wahrheit und Liebe. Dafür brauche ich die Zeit der Stille. In der Stille weitet sich mein Herz für ihn.
Ich versuche einfach da zu sein, mit meinen unausgesprochenen Sorgen, Bitten und Freuden. Er kennt sie! Ich nehme keine Bücher mit und dennoch versuche ich, die Stille zu kultivieren. Den Rosenkranz kann ich rhythmisch beten. Ich nehme dann die jeweiligen Geheimnisse mit in die Stille, sie helfen mir, vor ihm still zu werden und gesammelt zu bleiben. In der Stille komme ich Gott mit meinem Herzen näher. In der Stille vor Gott wächst meine Sehnsucht, mit ihm eins zu sein. In der Stille vor Gott verstehe ich, was der heilige Ignatius meint, wenn er uns einlädt, mit den Sinnen zu beten.
Durch mein stilles Dasein zeige ich ihm auch, dass ich ihm vertraue. Durch mein stilles Dasein halte ich ihm die Not meiner Zeit hin. Durch mein stilles Dasein bitte ich ihn um Hilfe in der Not unserer Zeit. Mit den Jahren habe ich das rhythmische Gebet des heiligen Ignatius lieben gelernt.
Gott entschleunigt gerade unsere Zeit. Nützen wir sie! Mit dem Gebet ist es wie mit dem Erlernen einer Sprache. Man lernt sie, in dem man sich ständig darin übt. Üben wir uns im Gebet. Gott gibt uns gerade die notwendige Zeit, sie ist ein Geschenk an uns!