28. April 2024

Jesus zieht den Vorhang vom Wesen des Vaters zurück

Wenn Sie über die Medien von Andreas Scheuer hören, ist dies meist selektiv. Wir hören nur das, was die Medien für berichtenswert erachten. Wenn Sie einem Menschen begegnen, der ihn gut kennt. Kann es sein, dass ganze andere Eigenschaften ihr Bild von ihm abrunden. Und wenn Sie ihm selbst begegnen, dann haben sie einen persönlichen Eindruck.

Warum erzähle ich das? Kennen Sie Gott? Wie gut kennen Sie ihn? Jesus ist der Sohn Gottes. Im heutigen Evangelium hören wir ihn über sich und seinen Vater sprechen. Es lohnt sich genau hinzuhören, um etwas über Gott zu erfahren.

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. … Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

Es gibt Dinge, die wir Menschen aus eigener Kraft nicht wissen können. Die uns nur Jesus wusste, die nur er erzählen konnte.

Während Jesus das Reich Gottes verkündigte und Gottes machtvolle Liebe praktisch erfahrbar machte, indem heilte, Sünden vergab, war er sich bewusst, dass andere Menschen, die ihm begegneten, seinen Vater nicht so kannten und erlebten, wie er das tat. Stellen Sie sich einen genialen Musiker vor, unter Leuten, die es gerade einigermaßen schaffen, beim Singen den richtigen Ton zu treffen. Ungefähr so muss sich Jesus gefühlt haben. Er hatte einen direkten Draht zu Gott und wusste, wer Israels Gott wirklich war und was er für sein Volk vorgesehen hatte. Wie bitter muss es für ihn gewesen sein, festzustellen, dass die meisten seiner Zeitgenossen nicht hören wollten, was er ihnen zu sagen hatte.

Aber genau darin zeigte sich, wie Gott wirkt. Und das wiederum führte zu dem oben zitierten spontanen Lobpreis Jesu. Er das Wirken Gottes auf blitzen sieht. Die Israeliten gingen davon aus, dass Gott denen Weisheit gab, die ihn fürchteten und die sich dem Studium des Gesetzes widmeten. Für den durchschnittlichen Juden zu Jesu Zeiten wurde das Verlangen nach Weisheit damit in unerreichbare Ferne gerückt, so unerreichbar, wie es heute für Sie sein dürfte Bundeskanzler oder Generalinspekteur der Bundeswehr zu werden.
Man musste ein Gelehrter sein, verschiedene Sprachen können, die Literatur kennen und außerdem noch die Zeit haben, gewichtige und komplizierte Sachverhalte abzuwägen und zu diskutieren.
Jesus durchbricht diese Vorstellung mit einem Schlag. Nein, sagt er: Ihr müsst nur, wie die kleinen Kinder werden. Er kannte seinen Vater, wie ein Sohn seinen Vater kennt. Er lernte ihn nicht kennen, indem er Bücher über ihn studierte, sondern indem er in seiner Nähe lebte, seine Stimme hörte.
Jesus war sich bewusst, dass er selbst in seinem Handeln eine Art Fenster zum lebendigen Gott darstellte. Durch seine Gegenwart und seine Worte wurde es den Menschen möglich zu sehen, wie der Vater wirklich war. Seine Aufgabe war es, den Vorhang zurückzuziehen und die Wahrheit über Gott zu enthüllen.

Das Bild vom Joch, dass Jesus hier gebraucht, stammt aus der Agrarwirtschaft. Die Zugtiere wurden ins Joch gespannt und mussten schwere Arbeit leisten für ihre menschlichen Besitzer und Antreiber. Sie waren vollkommen fremdbestimmt. Wie oft fühlen wir uns eingespannt in die Zwänge des Arbeitsprozesses?
Subtiler sind gesellschaftliche Zwänge: Von uns wird gefordert, jung, schön und dynamisch, leistungsfähig und immer auf dem neuesten Wissensstand zu sein. Wie oft legen wir uns selbst ein schweres Joch auf, um all diesen Anforderungen gerecht zu werden?

Jesus bietet ein anderes Joch an, dass leicht zu tragen ist, weil es in seiner Barmherzigkeit und Liebe wurzelte. Die Ruhe und Freude, die er anbietet, entspringt seinem eigenen Wesen, seiner Freundlichkeit und Wärme gegenüber allen, die sich ihm zuwenden, weil sie von moralischen, psychischen, emotionalen, finanziellen oder sonstigen Lasten niedergedrückt werden. Er bietet das an, was er in sich selbst ist.
Er ermutigt uns zu glauben, dass er uns nicht wie ein Polizist begegnet, dass er uns nicht so zürnt wie ein wütender Klassenlehrer. Es ist die Einladung, die den Vorhang zurückzieht und uns sehen lässt, wer der Vater wirklich ist – und die uns ermutigt, in seine liebende und bergende Gegenwart zu kommen.

Kann es wirklich so einfach sein, Jesus zu folgen? Hat er nicht auch gesagt, dass Familie, Besitz und sogar unser eigenes Leben uns nicht wichtiger sein dürfen als er? Ja, das hat er gesagt. Aber welche Liebende hätte Probleme, sich vertrauensvoll in die Arme des Geliebten fallen zu lassen? Amen.