Wer ist dieses Kind in der Krippe? Was ist das Geheimnis dieses Kindes? Das Geheimnis Jesu Christi ist das Geheimnis des dreipersonalen Gottes.
Wir glauben nicht an drei getrennte Götter, die harmonisch zusammen wirken. Wir glauben auch nicht an einen Gott, der drei verschiedene Masken bei unterschiedlichen Situationen trägt. Wir glauben an einen Gott, der in drei Personen existiert, die einander kennen und lieben.
Dieses Geheimnis übersteigt unser menschliches Fassungsvermögen. Wie kann man sich das vorstellen?
C. S. Lewis beschreibt Gott nicht statisch, sondern als dynamisch pulsierende Kraft, Leben fast so wie ein Tanz. Gottes Inneres fließt über von gegenseitiger Liebe und Wertschätzung, ist bedingungslose Hingabe.
Hingabe bedeutet keinen eigenen Vorteil zu suchen. Hingabe bedeutet andere Personen nicht zu benutzen. Hingabe entspringt der Wertschätzung einer anderen Person um ihrer selbst willen.
Weil Vater, Sohn und Heiliger Geist einander lieben und schätzen, sind sie sich Quelle von unendlicher Zufriedenheit und Glück.
Sie können sich das nicht vorstellen?
Wenn sie einen Menschen kennenlernen, der sie fasziniert, mit dem sie gerne Zeit verbringen, den sie lieben, für den sie alles tun würden, und sie stellen fest, dass diese Person dasselbe für sie empfindet, dann ist das ein unglaubliches Glücksgefühl! So empfindet Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Alles menschliche Glück entspringt einer gewaltigen Quelle der Liebe und Wertschätzung, die aus der Mitte aller Wirklichkeit, aus Gott, hervorsprudelt.
Ein Egozentriker will, dass alles sich um ihn dreht. Er hilft anderen, er hat Freunde, er verliebt sich sogar – aber nur solange es seinen ureigenen Interessen und Bedürfnissen nicht zuwiderläuft. Vielleicht spendet er sogar für die Armen – so lange das sein Ego kitzelt und seinen Geldbeutel nicht zu sehr belastet. Er spielt mit anderen, er redet mit anderen, aber letztlich kreist er nur um sich.
Was würde passieren, wenn sich alle Menschen so verhalten? Was für eine Welt wäre das? Sie müsste auseinander brechen. Es wäre die Hölle.
Wenn das tiefste Geheimnis Gottes Liebe und Wertschätzung ist, wenn Liebe und Wertschätzung folglich die Quelle unserer Welt ist, dann hat das konkrete Auswirkungen auf unser Leben. Dann machen Gottes- und Nächstenliebe das Wesen und den tiefsten Sinn jedes Menschenlebens aus. Sie sind dann nicht etwas für Spezialisten, ohne das es auch geht, sondern an der Gottes- und Nächstenliebe entscheidet sich das Schicksal dieser Welt.
Wenn es keinen Gott gäbe, dann wäre Liebe nur ein chemischer Zustand, der sinnlos ist. Selektion, die Macht des Stärkeren, würden die Welt regieren und über die Zukunft entscheiden.
Wenn Gott nur eine Person wäre, dann hätte es eine Zeit gegeben, wo Gott niemanden hätte lieben können außer sich selbst. Das Wesen Gottes wäre nicht selbstlose Liebe, sondern Selbstliebe oder Allmacht.
Wenn aber die tiefste Grundlage jeglicher Wirklichkeit eine Gemeinschaft von drei Personen ist, die einander lieben, dann geht es auch in der sichtbaren Wirklichkeit um Liebe.
Warum hat Gott die Welt erschaffen?
Wenn Gott nur eine Person wäre, dann könnte er die Welt erschaffen, weil er geliebt werden will. Aber ein Gott, der in drei Personen existiert, hat dies alles und in viel reinerer Weise als Menschen es ihm erweisen können. Er hat uns also nicht geschaffen, um seine Freude zu vermehren, sondern um uns Freude zu schenken, uns an seiner Freude teilhaben zu lassen.
Liebe sucht das Glück des anderen, wer nur krampfhaft sein Glück sucht, wird unglücklich.
Wenn wir Gott lieben, weil er Gott ist und nicht weil wir irgendetwas von ihm erwarten, dann reihen wir uns in den Tanz der Dreifaltigkeit ein. Dazu hat Gott uns erschaffen. Immer da, wo uns dies gelingt, finden wir Glück und Freude und bauen das Reich Gottes mit auf.
Tanzen Sie schon oder glauben Sie bloß, dass Gott irgendwo da oben ist? Tanzen Sie schon oder beten Sie nur hin und wieder zu Gott, wenn sie Probleme haben? Tanzen Sie oder suchen Sie sich Menschen, die sich von Ihnen gebrauchen lassen?
Der Teufel versuchte von Anfang an, uns aus diesem Tanz herauszureißen. Adam und Eva sollten nicht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse essen. Wenn jemand zu uns sagt, iss das nicht, was ist unsere Reaktion?
Wir fragen: Warum nicht? Aber genau diese Frage beantwortete Gott Adam und Eva nicht. Warum nicht? Wenn wir Gott nur deswegen gehorchen, weil wir wissen, dass das, was er von uns will, gut für uns ist, sind wir der Mittelpunkt. Wir sagen: Okay, das ist nachvollziehbar. Ich verstehe vollkommen, warum ich Gott gehorchen und nicht von dem Baum essen soll, klarer Fall. Gott wäre für mich dann nur ein Mittel zum Zweck, aber ich stehe dann im Mittelpunkt.
Adam und Eva bestanden diese Probe nicht. Sind wir besser? Gott sagt uns, ihr sollt den Sonntag heiligen. Wie viele Menschen sehen das als Zeitverschwendung und finden darin keinen Sinn. Sie tun es nicht einfach nur deshalb, weil Gott es sagt, sie würden es vielleicht tun, wenn Gott ihnen zeigen würde, wie wichtig der Sonntag ist.
Jesus lässt sich nach der Taufe am Jordan in der Wüste vom Teufel versuchen, aber er lässt sich nicht aus dem Tanz reißen, auch nicht im Garten Gethsemane. Dort sagt der Vater zu seinem Sohn: Gehorche mir, wenn es um den Baum des Kreuzes geht und Jesus ist gehorsam. Der Gehorsam Jesu zieht uns zurück in den Tanz.
Das innerste Geheimnis Gottes ist die Liebe, das innerste Geheimnis des Kindes in der Krippe ist die Liebe, das innerste Geheimnis der Welt ist die Liebe. Lassen wir uns vom innergöttlichen Tanz mitreißen und bemühen wir uns, das Reich Gottes mitaufzurichten.