7. Oktober 2024

Gott und das Böse in der Welt

Clive Staples Lewis wurde mit 16 Jahren überzeugter Atheist. Gequält hatte ihn die Frage des Leidens und des Bösen in der Welt. Er hat den ersten und zweiten Weltkrieg erlebt. Es waren die Fragen, die schon Epikur gestellt hatte, die ihn Gott ablehnen ließen: Will Gott das Böse und das Leid verhindern und kann es nicht? Dann ist er nicht allmächtig, sondern ohnmächtig. Kann Gott das Böse und das Leid verhindern und will es nicht? Dann will er nicht das Gute für uns Menschen. Will Gott das Böse und das Leid verhindern und kann es auch. Woher kommt dann das Böse und das Leid?

Mit 33 Jahren wurde er nach einer langen nächtlichen Diskussion mit Tolkien und Dyson wieder Christ. Warum? Wie hatte Gott ihn in die Knie gezwungen? Es war wieder die Frage nach dem Bösen! Ihm wurde klar, dass es für das Böse nur dann einen für alle Menschen geltenden Maßstab gab, wenn es Gott gibt. Ohne Gott konnten Josef Stalin und Adolf Hitler ihren eigenen Maßstab für Gut und Böse festlegen. Wenn etwas für alle Menschen Böse oder Gut sein sollte, dann musste es eine Instanz über dem Menschen geben: Gott. In dieser Diskussion wurde ihm klar: Die Erfahrung des Bösen in der Welt ist ein Argument für die Existenz Gottes!

Diese Gedanken sind aktueller als Sie glauben! Wenn sie das Treffen der Außenminister der USA und China im Fernsehen verfolgt haben, dann haben Sie gesehen, dass der US amerikanische Außenminister China die Menschenrechtsverletzungen und das Unterdrücken der Demokratie in Hong Kong vorgeworfen hat. Sie wurden aber auch Augenzeuge, wie der chinesische Außenminister, dem US amerikanischen Kollegen entgegnete, dass die USA keinen Anspruch auf die Vormachtstellung in der Welt hätten. Die USA würden nicht die ganze Welt repräsentieren, sondern nur sich selbst. Was in den USA Geltung habe, müsse nicht auch in China gelten und China verbitte sich eine Einmischung in innere Angelegenheiten.

https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-838895.html

Wenn es keinen Gott gibt, der Person ist, dann sind Menschenrechte, die von der Existenz der Person ausgehen, Illusion. Wenn es keinen personalen Gott gibt, dann hat China recht und der Stärkere wird sich durchsetzen. Die Frage nach dem Bösen, die C. S. Lewis in die Knie zwang ist auch heute aktuell.

Es genügt an dieser Stelle, festzuhalten, dass das Böse und das Leid in der Welt kein Argument gegen die Existenz Gottes sind, sondern dass wir nur dann von Gut und Böse sprechen können, wenn es einen personalen Gott gibt.

Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung hin: Denn auch sie, die Schöpfung, soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.

Röm 8,20ff

Die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, sie erreicht ihr Ziel nicht mehr, sie funktioniert nicht so, wie Gott sie ursprünglich gedacht hat. Tod, Schmerz, Leid, Enttäuschung, zerbrochene Beziehungen, Krankheit, Unglücksfälle und Naturkatastrophen lagen nicht im ursprünglichen Plan Gottes.

Aber die Antwort Gottes auf das Böse und das Leid in der Welt ist, dass er selbst in die Geschichte eintritt. Er nimmt Verletzlichkeit und Finsternis auf sich. Gerade weil er allmächtig ist, ist das Leiden Jesu absolut freiwillig und der mächtigste Beweis seiner Liebe.

Wir alle wissen, wie traumatisch es sein kann, wenn Familienbande zerreißen. Können wir Menschen auch nur erahnen, wie sehr der Vater und der Sohn einander lieben? Am Kreuz sterbend hören wir Jesus sprechen: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Was andere Religionen als gotteslästerlich ablehnen, ist für den Christen unermesslich kostbar: Gottes Sohn trägt Wunden am Leib.

Das Kreuz Jesu ist einerseits Ausdruck unendlicher und kompromissloser Gerechtigkeit und gleichzeitig Ausdruck absolut freier Liebe. Gottes Liebe und Gerechtigkeit, die sich scheinbar widersprechen, werden im gleichen Augenblick erfüllt. Jesus spricht von seinem Leiden und Sterben als den Augenblick der Verherrlichung. Die Stunde, in der Gottes Herrlichkeit am hellsten leuchtet, war die Kreuzigung Jesu.